Interview neue Partnerinnen und Partner: Dr. Sabrina Desens

In unserer neuen Interviewreihe erzählen uns die sechs Kolleginnen und Kollegen, die im letzten Sommer in den Partnerkreis aufgestiegen sind, von ihrem ersten Jahr. Den Anfang macht Sabrina Desens.

Wie war das erste Jahr als Partnerin?

Sehr schön. Von den vielen Glückwünschen an, die mich in den ersten Tagen erreicht haben, über gewohnt arbeitssame Monate hinweg bis hin zu diesem Frühjahr/Frühsommer, in dem so vieles endlich wieder möglich geworden ist, was über zwei Jahre hinweg fehlte. Wir sehen wieder Mandantinnen und Mandanten, können auf Veranstaltungen gehen und – ganz wichtig – uns auch wieder intern persönlich treffen und vernetzen. Das hat mir, wie vielen anderen, wirklich gefehlt und auch wenn man es manchmal noch nicht so richtig glauben mag und vieles sich plötzlich total ungewohnt anfühlt (Smalltalk an Stehtischen?), merke ich, wie wahnsinnig wichtig das ist und freue mich auf dauerhaft mehr davon.

Was hat sich seit der Benennung zur Partnerin verändert?

So richtig spürbar im Sinne einer „Zäsur“ geändert hat sich eigentlich nichts. Das liegt wohl vor allem daran, dass ich das Glück hatte, schon in den letzten Jahren sehr selbständig und „frei“ in Mandaten arbeiten zu können, und dass wir hier in Leipzig eine recht junge Partnerschaft sind und auch vorher am Standort schon immer viel miteinander gesprochen haben. Neu ist vor allem ein regelmäßiger Montagnachmittags-Termin in der Partnerrunde am Standort. Hier besprechen wir auch die strategische Ausrichtung für die nächsten Jahre und Themen, die mich vor allem als junge Partnerin brennend interessieren: Wie sieht die Kanzlei der Zukunft aus? Wo sehen wir Marktchancen? Wie können wir die verwirklichen – und mit wem? Es ist offensichtlich, dass hier große Veränderungen anstehen – oder vor allem nach zwei Jahren Pandemie und der nun noch hinzukommenden Ukraine-Krise auch schon längst passiert sind. Die jungen Kolleginnen und Kollegen am Standort spiegeln das und ich freue mich, dass wir hier in einen guten offenen Austausch kommen und so hoffentlich bestens auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet sind. Und wo wenn nicht hier „im Osten“ weiß man besser, dass Transformation sich nicht aufhalten, im Idealfall aber gestalten lässt und manchmal auch ganz überraschende Chancen eröffnet.

Was waren die größten Herausforderungen?

Meinen größten Dämpfer habe ich schon wenige Monate nach meiner Benennung bekommen als „meine“ Associate mir eröffnete, dass sie in die Staatsanwaltschaft wechseln wird.

Und das ist dann vielleicht etwas, was sich doch geändert hat. Dass ich nämlich sehr viel stärker als vorher in die „Arbeitgeberrolle“ gerutscht bin und mich frage, woran es liegt, dass so viele – insbesondere Frauen – Luther nach wenigen Monaten oder Jahren in andere Berufe verlassen und was wir tun müssen, damit sich das ändert und der Anwaltsberuf für ganz unterschiedliche Menschen und Persönlichkeiten attraktiv ist. Das treibt mich wirklich sehr um und ich hoffe, dass nun etwa auch solche Initiativen wie das von den tollen Kolleginnen in Köln getriebene „Luther Female Network“ hier positive Impulse setzen können.

Was waren die spannendsten Mandate oder Projekte?

Nachdem wir hier in Leipzig in den letzten Jahren vor allem mit Projekten für Stadtwerke zur Errichtung von Gaskraftwerken als „Brückentechnologie“ beschäftigt waren, sind wir nun verstärkt – und erst recht befeuert durch die Ukraine-Krise – mit Projekten rund um die Schaffung von Baurecht und Genehmigungsverfahren für Photovoltaikfreiflächen-, Windkraftanlagen und Wasserstoff-Elektrolyseuren befasst. Aus den unterschiedlichsten Branchen beraten wir Projekte im Zusammenhang mit der Energiewende und Nachhaltigkeit – Themen, die bis vor einigen Jahren eher nicht von der „Industrie“ getrieben wurden, nun aber gerade dort ungeahnt bedeutsam sind. Es ist absolut faszinierend zu sehen, wie man hier als Anwältin unmittelbar „am Puls der Zeit“ lebt und reagieren muss – und dabei permanent dazu lernen kann. Nichts gegen das gute alte BGB, aber das öffentliche Recht, insbesondere das Umweltrecht, bietet durch umfassende Regulierung auf so vielen Ebenen (EU-Recht, Bundesgesetze, Landesgesetze, Verordnungen, Satzungen und jede Menge (technische) Verwaltungsvorschriften) besonders viel Gelegenheit zum ständigen Dazulernen. Mir wird wirklich nie langweilig.

Was ist für Sie persönlich die wichtigste Erkenntnis im letzten Jahr?

Es gibt nichts Gutes außer man tut es. Manchmal ärgert man sich, weil Dinge nicht gut laufen – im Mandat oder auch ganz allgemein in der Zusammenarbeit – und dann muss man manchmal auch erstmal meckern oder kurz Abstand gewinnen. (Zum Positiven) ändern wird sich aber nur etwas, wenn man sich kümmert – und dranbleibt. Und das lohnt sich immer, auch wenn es nicht „billable“ ist. Vor allem dann, wenn man unterwegs Gleichgesinnte trifft und zusammen an Veränderungen arbeitet.

Was steht als nächstes an?

Besonders gespannt bin ich auf zwei Deichbauprojekte in NRW. Sowohl das europäische als auch das nationale Wasser- und Naturschutzrecht stellen hier für Projektträger sehr hohe Hürden auf, die wir nun gemeinsam mit der Mandantin bewältigen müssen. Darauf freue ich mich auch deshalb besonders, weil ich durch dieses Projekt viel Gelegenheit haben werde in meine „alte Heimat“ NRW zurückzukehren – und dort (siehe oben) wieder Menschen zu treffen, die ich viel zu lange nicht gesehen habe.

 

Danke für das Interview!

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