„Im Kartellrecht sieht kaum ein Tag gleich aus“ — Interview mit Carolin Goldbeck, WiMi in Düsseldorf

Carolin Goldbeck ist am Standort Düsseldorf als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Nachdem sie ihr erstes Staatsexamen an der Universität Freiburg erfolgreich abgeschlossen hat, war sie bis zu Beginn ihres Referendariats bei Luther im Bereich Kartell- und Energierecht tätig.

Im Interview berichtet sie von Ihrem Weg ins Kartellrecht, spannenden Einblicken & Flexibilität während ihrer Zeit bei Luther.

Frau Goldbeck, wie sind Sie auf Luther aufmerksam geworden und wie war Ihr Weg zur Kanzlei?

Luther als Kanzlei ist mir bereits auf diversen Karrieretagen an der Uni aufgefallen und auch von Kommilitoninnen und Kommilitonen, die bei Luther bereits Praktika absolviert hatten, habe ich nur Gutes gehört. Als ich dann endlich mein 1. Staatsexamen abgeschlossen hatte, war für mich klar, dass ich nicht sofort mit dem Referendariat beginnen möchte und mir den Alltag in einer Großkanzlei anschauen wollte. Klar war auch für mich, dass ich gerne den Rechtsbereich Kartellrechtkennen lernen wollte, um dort meine Kenntnisse zu vertiefen und herauszufinden, ob es tatsächlich etwas für mich sein könnte.

Wenn man sich dann auf die Suche nach Kartellrechtspraxisgruppen in Großkanzleien macht, kommt man um die Service Line ACR (Antitrust, Competition & Regulatory) von Luther gar nicht herum. Auch die Angebote, die während des Referendariats angeboten werden, fielen dabei positiv auf. Dies zusammen mit der wirklich sehr internationalen Ausrichtung der Kanzlei war für mich ausschlaggebend, mich bei Luther zu bewerben. Der Bewerbungsprozess lief dabei wirklich sehr problemlos und schnell ab. Nachdem ich meinen Lebenslauf an die Kanzlei versendet hatte, kam die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dann mein Bewerbungsgespräch mit Anne Wegner, Partnerin im Kartellrecht und ACR-Service Line Head. Sie nahm sich wirklich sehr viel Zeit und die sehr angenehme Unterhaltung erweckte den Eindruck, dass sie ein ehrliches Interesse an meinen Zielen und Ideen hatte und an einer persönlichen Förderung des Nachwuchses wirklich interessiert ist. Dies ist mir – gerade im Vergleich zu anderen Bewerbungsgesprächen – sehr positiv aufgefallen und hat mein Interesse noch verstärkt. 

Woher wussten Sie, welcher Rechtsbereich für Sie der richtige ist? Haben Sie andere Bereiche ebenfalls ausprobiert, bevor Sie sich für das Kartellrecht entschieden haben?

Von tatsächlichem Wissen kann da nicht wirklich die Rede sein. Ich finde – und das habe ich auch bei vielen meiner Kommilitonen beobachten können, die zusammen mit mir das Staatsexamen geschrieben haben – dass man nach dem Staatsexamen plötzlich vor einer Fülle an Möglichkeiten steht und während des Studiums leider nur bedingt die Möglichkeiten hatte, tatsächlich ein passendes Rechtsgebiet zu finden. Ich habe Kartellrecht allerdings bereits im Rahmen meines Schwerpunktstudiums an der Universität Freiburg kennengelernt. Dabei war Kartellrecht ein Teil des Schwerpunkts Geistiges Eigentum. Nachdem mir der Vorlesungsabschnitt hierzu glücklicherweise wirklich gut gefallen hat, entschied ich mich dazu, ebenso ein Seminar hierzu zu belegen. So bin ich zum Kartellrecht gekommen. Obwohl ich im Rahmen von Praktika neben dem Kartellrecht auch zwei, drei andere Rechtsgebiete kennen lernen konnte, habe ich schnell festgestellt, dass mich gerade die Vielfältigkeit, die das Kartellrecht bietet, doch sehr interessiert hat.  Zudem ist das Kartellrecht ein sehr dynamisches Rechtsgebiet, was insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung einiges an Potential bietet. Auch die Schnittstelle zwischen Zivilrecht einerseits und öffentlichem Recht andererseits – immer mit einem ökonomischen und praxisorientiertem Blick begutachtet – reizt mich sehr. Die Kombination konnte ich mir gut vorstellen und hat mir bei anderen Rechtsgebieten gefehlt. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass ich noch lange nicht alle Rechtsgebiete wirklich gut kenne, weshalb ich diesbezüglich weiterhin offen bleiben werde.

Benötigt man irgendwelche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse im Bereich Kartellrecht?

Ich würde nicht unbedingt sagen, dass Vorkenntnisse oder Qualifikationen zwingend notwendig sind. Dennoch ist es selbstverständlich insbesondere am Anfang sehr hilfreich, um die Sachverhalte schneller zu verstehen und somit schneller und effizienter eingebunden werden zu können. Auch kann es von Vorteil sein, wenn englische Kartellrechtsbegriffe bekannt sind. Der Start als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Luther im Kartell- und Energierechtsteam fiel aber dank der zahlreichen Hilfestellungen und der ständigen Möglichkeit, jederzeit Fragen stellen zu können, so oder so sehr leicht. Jede Frage wurde stets ausführlich beantwortet und man bekam immer genügend Zeit, sich auf Aufgaben vorzubereiten und sie dann auch zu bearbeiten.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Kartellrecht aus?

Der Arbeitsalltag als wissenschaftliche Mitarbeiterin fällt tatsächlich sehr divers und unterschiedlich aus. Fast kein Tag sieht dabei gleich aus. Einerseits besteht er selbstverständlich aus der klassischen wissenschaftlichen Mitarbeit, die vor allem klassische Recherche-Aufgaben, aber auch das Kommentieren von kartell- oder energierechtlichen Normen umfasst. Zum großen Teil wurde ich aber auch in die direkte Mandatsarbeit mit eingebunden und durfte mich dort engagieren, wo ich es konnte.

Besonders interessant war es hierbei bisher für mich, an Telefonaten mit Mandanten teilnehmen und direkte kartellrechtliche Fragestellungen beantworten oder auch an Klageverfahren unmittelbar teilhaben zu können. Mein kleines persönliches Highlight war bisher die Mitarbeit an einem Verfahren in Bezug auf das Stellen eines Kronzeugenantrags vor der europäischen Kommission, wie auch dem Bundeskartellamt. Das Vorgehen ähnelte ein wenig dem Vorgehen eines Detektives. Hieran hat zugleich der Großteil des gesamten Teams mitgewirkt. Die Erfahrung war neu und hat wirklich Spaß gemacht.

Was war bisher der schönste Moment während Ihrer Zeit bei Luther?

Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich dabei einen einzigen schönsten Moment bei Luther herausstellen kann und will. Ich freue mich einfach sehr, dass ich die Möglichkeit, bei Luther als wissenschaftliche Mitarbeiterin einzusteigen, bekommen habe und somit eine solch positive Erfahrung als erste richtige berufliche Tätigkeit sammeln konnte, die mich in meiner Wahl des Rechtsgebietes zusätzlich noch einmal bestätigt hat. Schön ist auch zu sehen, dass Eigeninitiative neben dem Job – ich widme mich in meiner Freizeit zusätzlich dem Thema Legal Tech – gewertschätzt und anerkannt wird.

Wie werden wissenschaftliche Mitarbeiter von den Associates/Partner in die tägliche Mandatsarbeit einbezogen?

Die Einbeziehung ist meistens sehr direkt und unmittelbar. Sowohl Partner als auch Associates geben sich stets Mühe, mir die Spezifikationen des jeweiligen Falles ausführlich zu erklären, sodass ich möglichst präzise und passgenau die jeweiligen Aufgaben erledigen kann.

Schön ist dabei auch, dass das Kartell- und Energierechtsteam bei Luther sehr standortübergreifend arbeitet und dementsprechend jederzeit Aufgaben aus Düsseldorf, aber auch aus München oder Brüssel kommen können. Oftmals werde ich auch direkt in das Mandantengespräch mit eingebunden. Je nach Mandat kam es auch vor, dass ich direkt mit dem Mandanten in Kontakt stand und selbstständige Teilaufgaben übernehmen konnte und durfte. Positiv fällt auch auf, dass man eigentlich immer Feedback zu seiner Arbeit erhält, so dass man immer weiß, was gut lief und was man verbessern kann. Wenn das einmal nicht der Fall ist, kann man auch jederzeit nach Feedback fragen und bekommt stets eine ausführliche Antwort.

Warum würden Sie Luther empfehlen?

Von Beginn an habe ich mich direkt wohl gefühlt und wurde auch ab Tag 1 wirklich sehr engagiert mit eingebunden. Trotz der coronabedingten eher schwierigeren Phase, zu der ich bei Luther anfing, haben sich wirklich alle sehr viel Mühe gegeben, dass ich mich schnell einleben kann und zurechtkomme. Dabei fällt auf, dass stets ein sehr freundschaftlicher Umgang am gesamten Düsseldorfer Standort untereinander herrscht. Auf persönliche Umstände wurde stets Rücksicht genommen. So war es beispielsweise kein Problem, dass ich einen knappen Monat nicht arbeiten konnte, weil ich mich auf meinen mündlichen Verbesserungsversuch vorbereitet habe. Auch in Bezug auf mein anstehendes Referendariat wird Flexibilität von Seiten Luthers groß geschrieben, sodass ich bei der Koordinierung von meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin und als Referendarin möglichst keine Umstände habe.

Man merkt darüber hinaus jedem Partner an, dass es ihm wichtig ist, Zeit mit der Familie zu verbringen und diesbezüglich eine gesunde Balance zu schaffen. Das wird auch innerhalb des Teams immer wieder betont.

Welchen Tipp würden Sie jungen Juristinnen und Juristen mitgeben?

Ein Partner im ACR-Team, Herr Dr. Holger Stappert, sagte mal zu mir, dass grundsätzlich vieles bei der Karriere von Juristinnen und Juristen möglich sei, dass man nur kühn genug sein müsse, um seine Ziele auch zu erreichen. Das ist mir auf jeden Fall im Gedächtnis geblieben und ich glaube, dass er damit Recht hatte.

Oftmals lohnt es sich, mutig zu sein und es einfach zu versuchen. Meines Erachtens wird Mut nämlich in vielen Fällen belohnt werden und insbesondere jungen Juristinnen würde ich raten, sich zu trauen, mutig zu sein. Niemand sonst wird für unsere eigenen Ziele einstehen, das müssen wir schon selbst tun. Aber wenn man es tut, so habe ich auch bei Luther gelernt, wird man Förderer und Befürworter auf der anderen Seite haben, die einen unterstützen.

Zudem sollte man sich nicht von Großkanzlei-Klischees abhalten lassen, sich dort zu bewerben, Sofern man genügend eigene Initiative und Flexibilität mitbringt, ist vieles möglich und machbar. Auch dies durfte ich bei Luther feststellen.

Wenn man also während des Studiums bereits weiß, für welches Rechtsgebiet das eigene Herz schlägt, sollte man darauf achten, diesbezüglich in theoretischer wie auch praktischer Hinsicht einen Schwerpunkt zu setzen und sich dementsprechend spezifisch ausbilden zu lassen. Ich denke schon, dass es von Professionals wertgeschätzt wird, wenn junge Juristinnen und Juristen im jeweiligen Rechtsgebiet gewisse Vorkenntnisse und auch eine gewisse Leidenschaft mitbringt. Und ansonsten ist es auf jeden Fall hilfreich, die Zeit nach dem ersten Staatsexamen zu nutzen, Rechtsgebiete kennenzulernen und herauszufinden, wo die eigenen Fähigkeiten am besten eingesetzt werden können, aber letztendlich vor allem auch, was einem am meisten Spaß macht.

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