09.10.2025
Die Insolvenz der First Brands Group, LLC („First Brands“) erschüttert erneut den Markt für Lieferkettenfinanzierung und betrifft direkt und indirekt mehrere Investmentfonds der UBS. Besonders betroffen sind der UBS Working Capital Finance Opportunistic Fund, UBS Hedge Fund Solutions und diverse Fonds der UBS Asset Management, die insgesamt mehr als 500 Millionen US-Dollar in First Brands investiert haben. Der Wert der betroffenen Fonds ist Schätzungen zufolge um 10 bis 20 Prozent gefallen, was für Anleger enorme Verluste bedeutet.
Was ist passiert bei First Brands?
First Brands, ein weltweiter Hersteller und Lieferant von Automobilersatzteilen mit rund 26.000 Mitarbeitern und einem gemeldeten Umsatz von rund 5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024, hat am 28. September 2025 wegen Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 10 Mrd. US-Dollar Insolvenz angemeldet.
Einer der Hauptgläubiger von First Brands ist die UBS-Gruppe über diverse Fonds und Investmentstrukturen. Betroffen sind insbesondere
- der UBS Working Capital Finance Opportunistic Fund (Irland), der etwa 9% seines Fondsvolumens direkt und zusätzlich 21% indirekt in First Brands investiert hat, unter anderem über Lieferkettenfinanzierungen und Schuldverschreibungen,
- die UBS Hedge Fund Solutions, die rund 230 Millionen US-Dollar aus Lieferkettenfinanzierungen mit First Brands hält - die größte unbesicherte Forderung im Insolvenzverfahren,
- der Hedgefonds O'Connor, den UBS an Cantor Fitzgerald verkauft hat und der etwa 110 Millionen US-Dollar in ungesicherte Schuldverschreibungen von First Brands investiert hat, sowie
- Fonds von UBS Asset Management, die laut Berichten über 160 Millionen US-Dollar in besicherten Forderungen gegen First Brands investiert haben.
Parallele zur Greensill-Insolvenz: Systemische Risiken der Lieferkettenfinanzierung
Die aktuellen Ereignisse rund um First Brands erinnern deutlich an das Greensill-Debakel. Sowohl bei Greensill als auch bei First Brands waren Lieferkettenfinanzierungen zentral, die oft über komplexe Strukturen abseits der Bilanz abgewickelt wurden. Investitionsrisiken werden hierbei häufig nur unzureichend offengelegt. Die Konstruktionen dienen dazu, Kreditrisiken scheinbar auszulagern, doch sie erschweren Investoren den Überblick über die tatsächlichen Risiken. Zusätzliche Risiken ergeben sich häufig aus einer Konzentration der Investments in großen Einzelengagements.
Analog zum Greensill-Fall drohen im Zusammenhang mit der First Brands-Insolvenz Rechtstreitigkeiten gegen involvierte Banken, Anlageberater/-vermittler und Fonds-Dienstleister sowie ggf. strafrechtliche Ermittlungen gegen verantwortliche Mitarbeiter und Manager.
Folgen für (institutionelle) Investoren in betroffene UBS-Fonds
Für (institutionelle) Investoren in die UBS-Fonds entstehen aus der First Brands-Insolvenz erhebliche Verlustrisiken. Der Wert der betroffenen Fonds dürfte um 10 bis 20 Prozent gefallen sein, was mehrere hundert Millionen US-Dollar Anlegergelder betrifft. Die betroffenen UBS-Fonds werden weiterhin als „active“ geführt und sind nicht in Liquidation. Gleichzeitig stehen sie aber vor enormen Bewertungsabschlägen und hohen Ausfallrisiken.
Ähnlich wie im Greensill-Fall könnten geschädigten Investoren Ansprüche gegen Berater, Vermittler, Manager, Banken oder Fonds-Dienstleister zustehen. Hierbei kommen insbesondere Schadensersatzansprüche aus Pflichtverletzungen bei der Anlageberatung oder -vermittlung wegen fehlender oder falscher Risikodarstellung, mangelnder Transparenz oder Interessenkonflikten in Betracht.
Unsere Expertise
Wer von Wertverlusten betroffen ist, sollte rechtlich klären lassen, ob Ansprüche geltend gemacht werden können. Als erfahrene Rechtsanwälte im Bereich Banking Litigation bieten wir Ihnen kompetente Unterstützung bei der Prüfung und Durchsetzung Ihrer Ansprüche, wobei wir nicht zuletzt auf unsere Erfahrungen in der erfolgreichen Vertretung diverser Investoren in Gerichtsverfahren auf Schadensersatz im dreistelligen Millionenbereich im Zusammenhang mit der Greensill-Insolvenz zurückgreifen können. Als überaus vorteilhaft hat sich hierbei unsere enge Zusammenarbeit mit LALIVE erwiesen, die uns eine Informationsgewinnung aus den Strafakten der in der Schweiz eingeleiteten Ermittlungsverfahren gegen diverse Mitarbeiter der involvierten Anlageberater und Fonds-Dienstleister ermöglichte.
Bei Fragen rund um das Thema der Geltendmachung von möglichen Ansprüchen wegen Wertverlusten von Investitionen im Zusammenhang mit der First Brands-Insolvenz wenden Sie sich vertrauensvoll an unsere Autoren.
Dr. Stephan Bausch, D.U.
Partner
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