15.12.2025
Der Veränderungsdruck kommt aus mehreren Richtungen: Märkte fordern Geschwindigkeit, Transparenz und Qualität. Mandanten erwarten effiziente Prozesse. Interne Teams wollen repetitive Tätigkeiten reduzieren und sich auf die juristische Kernarbeit konzentrieren. Dass künstliche Intelligenz die juristische Arbeit tiefgreifend verändert, ist unbestritten. Die Herausforderung besteht darin, die unterschiedlichen Zielsetzungen miteinander effektiv in Einklang zu bringen. Um dies zu erreichen, haben wir ein KI-Framework entwickelt, das Technologie, Menschen und Prozesse intelligent miteinander verbindet und dafür sorgt, dass KI dauerhaft und verantwortungsvoll im Kanzleialltag verankert wird.

Im Zentrum unseres KI-Frameworks steht das Center of Excellence (CoE) – ein neues Kompetenzteam innerhalb von Luther.Solutions, das die methodischen Grundlagen erarbeitet. Das Team arbeitet eng mit unserem strategischen KI-Lösungspartner zusammen und verantwortet Governance, Tool-Auswahl, Qualitätsstandards, Skalierungsstrategien und den fachlichen Support für AI Innovation Ambassadors und Anwender. Durch klar definierte Prozesse – von der Bedarfsanalyse über den Proof-of-Concept bis zur erfolgreichen Einführung – wird gewährleistet, dass Potenziale systematisch genutzt werden und keine isolierten Einzellösungen entstehen. Diese Struktur stellt sicher, dass erfolgreiche Anwendungen schnell skaliert und nachhaltig in die Kanzlei integriert werden.
Ein zweiter wichtiger Baustein des KI-Frameworks sind unsere „AI Innovation Ambassadors“. Aus jeder juristischen Praxisgruppe werden Multiplikatoren ausgebildet, die als Vermittler zwischen den Legal Teams und dem Center of Excellence agieren. Sie erkennen Potenziale für neue Anwendungsfälle, geben Feedback aus der Praxis, begleiten Pilotprojekte und tragen entscheidend dazu bei, Akzeptanz für innovative Arbeitsmethoden zu schaffen. So können sie beispielsweise im Litigation-Team Rechercheprozesse beschleunigen oder im Corporate-Bereich Vertragsanalysen mit KI unterstützen. Der Mehrwert zeigt sich in der Praxis: Unser KI-Tool identifiziert in umfangreichen Verträgen innerhalb weniger Minuten marktuntypische Klauseln. Grundlage dafür ist ein eigens entwickeltes Legal AI Playbook, das die relevanten Standards und Bewertungskriterien festlegt und so die Qualität der Ergebnisse sichert und für uns skalierbar macht.
Damit KI nicht nur als Technologie, sondern als echte Arbeitshilfe im Alltag ankommt, wird ein mehrstufiges Trainingsprogramm für Partner, Associates und Business Services stetig ausgebaut. Partner setzen sich mit strategischen Fragen auseinander, darunter die Auswirkungen von KI auf Geschäftsmodelle, Kanzleipositionierung und Abrechnungsmodelle. Associates wiederum lernen, wie sie präzise Prompts formulieren, Ergebnisse kritisch prüfen und aus Checklisten Legal AI Playbooks entwerfen. Auch die Business Services erhalten Schulungen, die ihnen ermöglichen, KI sinnvoll in administrative oder operative Workflows zu integrieren. Die Schulungen und Workshops werden bewusst in bestehende interne Communities und Veranstaltungen integriert, um KI als Bestandteil moderner juristischer Arbeit zu verankern und eine kontinuierliche Lernkultur zu fördern.
Unser KI-Framework stellt sicher, dass die in der gesamten Kanzlei vorhandenen Potenziale verantwortungsvoll, strukturiert und skalierbar erschlossen werden. Es ist kein einmaliges Projekt, sondern ein dynamischer Prozess: Das CoE entwickelt das Framework kontinuierlich weiter, indem neue Technologien, Mandantenanforderungen und interne Erfahrungen einfließen. So gewährleisten wir, dass KI nicht nur eine Ergänzung, sondern ein integraler Bestandteil unserer Kanzlei wird – die Basis für eine zukunftsfähige, strategisch ausgerichtete Praxis.
Artikel erschienen in "fourword", dem Online-Magazin des Bundesverbands der Wirtschaftskanzleien in Deutschland (BWD), am 16. Dezember 2025
Günter Krieglstein
Director
Köln
guenter.krieglstein@luther-lawfirm.com
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