27.07.2017

Inventur der Energiewende in Deutschland

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27.07.2017

Inventur der Energiewende in Deutschland

 

Die im September endende Legislaturperiode der großen Koalition bietet Anlass, einmal den derzeitigen Stand der Energiewende in Deutschland zu beleuchten. Die Meinungen dazu sind geteilt.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (nachfolgend: BMWi) sieht die Energiewende naturgemäß als Erfolgsgeschichte.

BMWi: „Die Energiewende: unsere Erfolgsgeschichte“

Einer aktuellen Veröffentlichung des BMWi zufolge läuft die Energiewende überaus erfolgreich.

Dazu verweist das Ministerium insbesondere auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Fast jede dritte Kilowattstunde Strom werde mittlerweile aus erneuerbaren Energien erzeugt. Der größte Anteil davon stammt aus Windenergieanlagen an Land (11,3 %). Biomasse (8,7 %) und Photovoltaik (6,5 %) folgen auf den Plätzen zwei und drei.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien habe laut BMWi einen großen Beitrag zur Verringerung der umweltschädlichen CO2-Emissionen geleistet. Diese seien seit 1990 um 27 % zurückgegangen.

Was die Energieeffizienz anbelangt, sei Deutschland ebenfalls auf einem guten Weg. Der Energieverbrauch sei bei gleichzeitig wachsender Wirtschaft gesunken.

Auch die Versorgungssicherheit liege in Deutschland trotz der verstärkten Stromerzeugung aus wetterabhängigen Energiequellen wie Wind und Sonne auf hohem Niveau. 2014 lag die durchschnittliche Dauer von Versorgungsunterbrechungen pro Letztverbraucher bei 12 Minuten. Damit nimmt Deutschland im europäischen Vergleich ein Spitzenwert ein.

Deutliche kritischer fällt die Zwischenbilanz der Presse aus.

Welt am Sonntag: „Kurzschluss bei der Energiewende“

Einem aktuellen Artikel der Welt am Sonntag zufolge ist das Zwischenfazit zur Energiewende eher ernüchternd. Insbesondere stimme das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht.

Man rechne bis zum Jahr 2025 mit Gesamtkosten der Energiewende von etwa 520 Milliarden Euro. Ein großer Teil davon entfalle auf die Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien, die bereits jetzt mehr als 150 Milliarden betragen.

Einen nennenswerten Beitrag zur Energiewende sollen die Erneuerbaren hingegen nicht leisten. Hauptgrund sei deren hohe Volatilität. Beispiel Windenergie: Obwohl mittlerweile eine Windleistung von 150.000 Megawatt installiert ist, sank die Produktion zeitweise auf ein Minimum von 6.500 Megawatt ab. Ferner haben erneuerbare Energien bis dato nur einen Anteil von 12,6 % am gesamten Energieverbrauch.

Größtes Manko sei aber, dass sich trotz des starken Ausbaus erneuerbarer Energien und zahlreicher weiterer Anstrengungen die CO2-Bilanz Deutschlands seit fast zehn Jahren nicht verbessert habe.

Autorenzitat Engel / Hübel: Zweifellos wurden viele regulatorische Maßnahmen für die Energiewende auf den Weg gebracht. Der Erfolg wird sich zeigen. Stand heute ist die Energiewende noch nicht geglückt. Es wird spannend, wie die zukünftige Bundesregierung damit umgeht.

Autor/in
Dr. Gernot-Rüdiger Engel

Dr. Gernot-Rüdiger Engel
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Ekkehard Hübel

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