Silvia C. Bauer über Zusammenarbeit & Entwicklung im Anwaltsberuf

Interview mit Silvia C. Bauer, Rechtsanwältin und Partnerin in Köln

Frau Bauer, Sie besetzen ein Beratungsfeld, das auch künftig an Relevanz und Brisanz gewinnen wird - das IT- und Telekommunikationsrecht. Wie kamen Sie zu dieser Spezialisierung?

Bereits parallel zu meiner Tätigkeit als Länderreferentin mit Schwerpunkt Nahost/Fernost für einen international tätigen Pharmakonzern studierte ich Betriebswirtschaft und befasste mich intensiv mit Bankenrecht, Marketing und Branding, IT-Recht und Wettbewerbsrecht. Dann fand ich das Jura-Studium noch viel spannender als BWL. Mit meinem Wechsel zu Luther bzw. dem Vorunternehmen zur Jahrtausendwende konnte ich meine betriebswirtschaftliche Vorprägung in die Rechtsberatung einbringen. Heute sehe ich mich in der Mandantenbetreuung als Juristin und Unternehmensberaterin in Personalunion.

Für diese Konstellation benötigt es sicherlich bestimmte Eignungen und Voraussetzungen. Was fasziniert Sie persönlich?

Da ich mit den Unternehmensverantwortlichen gerade in komplexen und sensiblen Fragestellungen spreche - etwa in der Datensicherheit und im IT-Recht - schafft rasch ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis, das meine Tätigkeit unglaublich interessant macht. Ja, und es macht meine Arbeit auch sehr abwechslungsreich. Ich habe gelernt, mich für die sachlich inhaltlichen Ebene genauso zu engagieren, wie für die Beziehungsqualität zu meinen Gesprächspartnern. Es kommt immer mal vor, dass ich bei Verhandlungen Spannungen entschärfen oder für ein vertrauensvolles Diskussionsklima sorgen muss und das liegt mir sehr. In einer von gegenseitiger Wertschätzung getragenen Atmosphäre lässt sich besser verhandeln und tragfähigere Ergebnisse erzielen.

Als Partnerin bei Luther sind Sie auch Unternehmerin. Wie erleben Sie das?

Ja, stimmt. Eine reizvolle Kombination: Intern dominieren Entwicklungsaufgaben wie Teamführung, Ausbildung, Mentoring, aber auch die Vernetzung mit Kollegen. In der Außenwirkung ist es die Entwicklung vertrauensvoller Mandatsbeziehungen und selbstverständlich auch die Positionierung der Kanzlei und die Akquise neuer Mandate. Mir ist wichtig, neben der fachlichen Exzellenz aus der Art und Weise der Zusammenarbeit eine eigene Qualität entstehen zu lassen, die langfristige Beziehungen fördert. Als Partnerin ist mir daran gelegen, neue Perspektiven für Mandanten und für Luther zu schaffen. In einem konstruktiven, regelmäßigen Dialog zu bleiben ist hierbei eine unverzichtbare unternehmerische Aufgabe. Partner knüpfen Netzwerke und prägen das Image, nach außen wie nach innen. Im klassischen Marketing würde man diese Rolle Markenbotschafter nennen. Dieses Wechselspiel von Innen und Außen empfinde ich als ebenso motivierend wie die eigentliche fachliche Mandatsarbeit. Es macht uns Partner zu Seismographen und Impulsgebern für Mandanten und Mitarbeiter gleichermaßen.

Welche Erfolgstalente sollte sich ein Anwalt (m/w) aneignen und immer wieder trainieren?

Entfaltung und Entwicklung sind starke Anreize gerade für junge Anwälte, die noch an der Vision ihrer Karriere bauen. Die Luther.academy ist einzigartig und fördert alles, was sich junge wie erfahrene Anwälte an Wissen und Fertigkeiten aneignen können bzw. auffrischen sollten. Die Wirtschaft dreht sich immer schneller und wird immer digitaler. Wer in einem solchen Umfeld erfolgreich sein will, muss neben seinen fachlichen Fähigkeiten auch über den Tellerrand hinaus blicken. Unverzichtbar sind sowohl Social Skills, wie Kommunikation und Verhandlungsgeschick, als auch Selbststeuerung, Teamwork und Leadership. Mit Eigeninitiative und Beharrlichkeit ist hier viel erreichbar. Das Entwicklungsangebot bei Luther ist klar und logisch aufgebaut, der interdisziplinäre Wissenstransfer bringt junge Talente Stück für Stück nach vorn. Dadurch entsteht eine Kultur, gemeinsam Großes zu bewegen.

Welche Erfahrungen würden Sie Einsteigern aus heutiger Perspektive für die Karriereentwicklung mit auf den Weg geben?

Rechts- und Unternehmensberatung ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe mit einem  herausfordernden Alltag, das soll nicht vergessen werden. Wer Herausforderungen sucht und unternehmerische Ziele anstrebt, findet hier beste Erfolgschancen. Aber fachliche Expertise und Fleiß alleine reichen nicht aus. Von Beginn an geht es darum, die eigene Positionierung zu definieren und durch Erfolge sichtbar nach außen zu werden. „Motiviere dich selbst!“ Es braucht Mut sich selbst zu hinterfragen, seine Stärken, Haltungen, Interessen auszuloten und dann die eigene Komfortzone zu verlassen. Eines darf man dabei jedoch nie vergessen, wir sind nicht als Einzelkämpfer erfolgreich, sondern als Teamplayer.

Je weiter man sich in der Karriere entwickelt, desto mehr Fragen kommen hinzu: Wie baue ich mir für den Schritt zum Partner ein internes und externes Netzwerk und eigene Business Cases auf? Wo liegen die Themen der Zukunft, in denen meine besonderen Kompetenzen und Stärken gefragt sind? Wie schaffe ich es, für diese Themen im Markt wahrgenommen und nachgefragt zu werden? Es geht um Positionierung, Trend Scouting und Business Development wie es jedes andere Unternehmen auch tun muss.

Sie selbst haben in Ihrem Berufsleben immer ganztags gearbeitet. Was denken Sie über Teilzeitbeschäftigung oder einem Sabbatical als Anwalt?

In der heutigen Zeit stehen berufliche und private Selbstverwirklichung gleichberechtigt nebeneinander. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan. Auch bei Luther sind eine Tätigkeit in Teilzeit, Flexible Work und Auszeiten Normalität. Wenn alle aufeinander Rücksicht nehmen und die Dinge gut geplant werden, funktioniert das meistens auch reibungslos. Bei Luther haben wir für solche Fälle kein starres Vorgehen. Wir organisieren uns im Team je nach individueller Situation. Da gibt es unzählige erfolgreiche Beispiele. Meine persönliche Meinung: Ob Frau oder Mann, derartige Lösungen sollte man gut vorbereiten und frühzeitig im Team abstimmen. Letztendlich sollten Flexibilität und Freiraum für einen selbst niemals zu Lasten anderer gehen. So klappt es auch mit der Chancengleichheit.

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